Pressemitteilung
Wie halten es die österreichischen Parteien mit der Privatsphäre?
Ghostery und Cliqz bewerten das Tracking auf Polit-Websites
München, den 04.10.2017: Der Umgang von Website-Betreibern mit Tracking ist ein guter Indikator dafür, wie sie mit dem Thema Datenschutz umgehen. Die Münchner Cliqz GmbH, Betreiber des Datenschutzbrowsers Cliqz und der Anti-Tracking-Software Ghostery hat im Vorfeld der Nationalratswahlen in Österreich die Websites der Parteien und Listen auf Tracking analysiert. Die Parteien und Listen schnitten sehr unterschiedlich ab. Bei fast allen wurden Daten an Firmen wie Google, Facebook, Twitter und Amazon übertragen. Nur beim Besuch der Startseite der SPÖ flossen keine Daten über Websitebesucher an Dritte. Auf dem Internetauftritt der FPÖ fand die Ghostery-Software dagegen gleich 18 Tracker.
Tracking bezeichnet hier das Erfassen von Daten über Websitebesucher und das Verfolgen des Verhaltens von Internetnutzern durch Tracking-Skripte (Tracker). Die meisten Tracker werden von Werbenetzwerken, sozialen Netzen und Analysesoftwares betrieben, die somit teils höchst private Informationen über Internetnutzer sammeln. Website-Betreiber entscheiden selbst, ob und welche Tracker sie auf ihren Seiten zulassen. Manche politischen Akteure gehen den einfachen, jedoch in Bezug auf Datenschutz problematischen Weg und überlassen die Auswertung ihrer digitalen Wahlwerbekampagnen größtenteils den Analysesoftwares von Dritten – damit geben sie Daten der Nutzer preis.
„Die Parteien und Listen schnitten in unserer Auswertung sehr unterschiedlich ab. Auf dem Internetauftritt der SPÖ erhielten Dritte gar keine Daten, auf der Website der FPÖ fand die Ghostery-Software dagegen gleich 18 Tracker“, so Dr. Marc Al-Hames, Mitglied der Geschäftsführung der Ghostery, Inc. und Geschäftsführer der Cliqz GmbH.
Was und wie wurde analysiert?
Die Startseiten der jeweiligen Websites wurden am Vormittag des 3. Oktober besucht und mittels der Software Ghostery ausgewertet. Ghostery zeigt die auf zu dem Zeitpunkt auf der jeweiligen Seite vorhandenen Tracker. Mit der kostenlosen Browsererweiterung Ghostery kann jedermann selbst derartige Analysen durchführen.
Bewertung
Mit gleich 18 Trackern ist die Website der FPÖ hinsichtlich der Privatsphäre das Schlusslicht dieser Auswertung. Auf fpoe.at tummeln sich zudem Tracker der größten Datensammler im Netz: Google, Facebook und Amazon. Die FPÖ scheint überdies, darauf deutet das Tracker-Profil hin, auf Targeting zu setzen, also das gezielten Ausspielung von Wahlwerbung an ganz bestimmte Zielgruppen. Hinsichtlich Tracking schneidet auch freie-liste.at mit 14 Trackern schlecht ab. Auch die FLÖ scheint Targeting zu nutzen.
Das beste Ergebnis der Analyse erreicht die Website der SPÖ, gefolgt von dem Internetauftritt der WEISSEN. Die Sozialdemokraten lassen in Bezug auf die Privatsphäre die größte Sorgfalt walten. Sie lassen keine Tracker Dritter auf ihrer Homepage spoe.at zu und nutzen statt der ansonsten weit verbreiten Software Google Analytics zur Websiteanalyse die datenschutzfreundlichere Alternative Piwik. Weniger konsequent ist die SPÖ jedoch bei der Website ihres Spitzenkandidaten: Auf christian-kern.at fand Ghostery Tracker von Facebook und Twitter.
Allgemein gilt: Welche Daten die Tracking-Skripte konkret erfassen, wo und wie lange die Daten gespeichert, wofür sie genau genutzt, mit welchen weiteren Daten sie verknüpft und wem sie zugänglich gemacht werden, bleibt für den Internetnutzer größtenteils im Dunkeln. Daran ändern auch die Datenschutzerklärungen auf den Websites nicht viel, wenn überhaupt vorhanden. Keine Datenschutzerklärungen fanden sich auf den Websites von FPÖ, GILT, KPÖ und den WEISSEN. Besonders bedenklich: Getrackt werden bei einigen Parteien auch Seiten, auf denen die Nutzer persönliche Daten und Zahlungsinformationen bzw. Kommentare eingeben.
Schutz vor Ausspähung
Facebook, Google und hunderte andere Firmen erfassen mit ihren Tracking-Skripten zum Teil höchst private Informationen, z.B. über politische Präferenzen, Kaufabsichten, Finanz- und Gesundheitsstatus, sexuelle Vorlieben und vieles mehr. Nationale Datenschutzgesetze werden dagegen im grenzenlosen Web niemals einen vollständigen Schutz bieten. Nutzern bliebt nur die Möglichkeit, sich mit Anti-Tracking-Tools wie Ghostery zu schützen. Das Tool gibt es kostenlos als Erweiterung für alle populären Browser sowie als App für Android und iOS unter https://ghostery.com.
Über Cliqz
Cliqz ist angetreten, Browser und Suche zusammenzuführen und so die Benutzeroberfläche des Internet neu zu gestalten. Über 100 Experten aus ca. 30 Ländern entwickeln in München innovative Software mit dem Ziel, die Nutzer so direkt wie möglich zum Ziel zu bringen und dabei ihre Privatsphäre zu wahren. Die Cliqz GmbH wurde 2008 von Jean-Paul Schmetz gegründet. Seit Mai 2013 ist die Cliqz GmbH eine Mehrheitsbeteiligung von Hubert Burda Media. Im August 2016 erwarb Mozilla eine strategische Minderheitsbeteiligung an Cliqz. Im Februar 2017 übernahm Cliqz den weltweit führenden Anbieter von Anti-Tracking-Tools Ghostery.
Im Juni 2014 ging das Konzept „Schnellsuche direkt im Browser“ erstmals an den Start, zunächst als Erweiterung für den Firefox-Browser. Seit Ende 2015 gibt es Cliqz als eigenständige Browser. Die Version 1.0 von Cliqz für Windows und Mac mit integriertem Anti-Tracking wurde im März 2016 veröffentlicht. Darüber hinaus gibt es den Cliqz Browser mit eingebauter Schnell-Suchmaschine auch für Android und iOS. Im Juni 2016 veröffentlichte Cliqz den Softwarecode seiner Browser-Versionen und der Firefox-Erweiterung – Open Source für maximale Transparenz.