Windows 10 Fall Creators Update: mehr Transparenz bei Datensammlung

Künftig werden schon bei der Einrichtung des Betriebssystems mehr Datenschutzinformationen angezeigt. Apps fragen nach einer Berechtigung für den Zugriff auf Kamera, Kontakte oder Kalender. Nutzer können die Datensammlung somit besser einschränken, aber weiterhin nicht vollständig verhindern.

Windows 10 Datenschutz

Björn GreifRedakteur

Seit dem Marktstart von Windows 10 Mitte 2015 versucht Microsoft, Vorwürfe zu entkräften, sein Betriebssystem sammle zu viele Daten und weise Nutzer nur unzureichend darauf hin. Das erste große Creators Update führte im April als Reaktion auf anhaltende Kritik seitens Verbraucher- und Datenschützer einen neuen Einrichtungsprozess für die Privatsphäre-Einstellungen ein, der Nutzer genauer über wichtige Datenschutzoptionen informiert. Mit dem für 17. Oktober angekündigten Fall Creators Update bemüht sich Microsoft nochmals um mehr Transparenz, indem es weiter an den Datenschutzeinstellungen von Windows 10 feilt.

Zum einen können Nutzer künftig während des Einrichtungsprozesses die komplette Datenschutzerklärung einsehen. Weil diese aber kaum jemand vollständig lesen dürfte, bietet Microsoft zum anderen die Möglichkeit, direkt zu Abschnitten über einzelne Einstellungen wie Position, Spracherkennung, Diagnose, individuelle Benutzererfahrung und relevante Werbung zu springen. Wer sich zum Beispiel dafür interessiert, wie Microsoft mit Sprachdaten umgeht, muss beim entsprechenden Punkt in einer Übersicht nur auf „Mehr erfahren“ klicken. Microsoft erklärt dazu: „Wir möchten, dass Ihnen alle Informationen über Ihre Datenschutzeinstellungen zur Verfügung stehen, damit Sie eine fundierte Entscheidung über Ihre Privatsphäre und den Umgang mit Ihren Daten treffen können.“

Das Fall Creators Update zeigt beim Einrichten von Windows 10 detailliertere Datenschutzinfos an (Bild: Microsoft).
Das Fall Creators Update zeigt beim Einrichten von Windows 10 detailliertere Datenschutzinfos an (Bild: Microsoft).

Mehr Transparenz und mehr Kontrolle über die eigenen Daten verspricht Microsoft auch für Drittanbieter-Anwendungen. Bei den App-Berechtigungen orientiert sich das Windows 10 Fall Creators Update an Mobilbetriebssystemen. Aus dem Windows Store neu installierte Anwendungen fragen künftig aktiv nach, ob sie beispielsweise auf Kamera, Mikrofon, Kontakte oder Kalender zugreifen dürfen. Bisher erfolgte eine solche Nachfrage nur für Standortdaten. Bald lässt sich für jede Windows-App einzeln festlegen, zu welchen Funktionen oder Informationen des Geräts sie Zugang hat. Aber Achtung: Bereits vor dem Windows 10 Fall Creators Update installierte Apps behalten ihre Berechtigungen und fragen nicht noch einmal aktiv nach.

Apps fragen nach Installation des Fall Creators Update nach einer Zugriffsberechtigung für Gerätefunktionen wie die Kamera (Bild: Microsoft).
Apps fragen künftig nach einer Zugriffsberechtigung für Gerätefunktionen wie die Kamera (Bild: Microsoft).

Jedoch können Windows-10-Nutzer die App-Berechtigungen und alle anderen datenschutzrelevanten Einstellungen jederzeit im Systemsteuerungsbereich „Datenschutz“ ändern. An gleicher Stelle sollten sie nach der Installation des Fall Creators Update sicherheitshalber prüfen, ob es eventuell einige Datenschutzeinstellungen auf die Standardwerte zurücksetzt. Wie sich der in Windows 10 integrierte Keylogger, der ziemlich datenhungrige Sprachassistent Cortana sowie die Übermittlung von Browser- und Suchverlauf in Edge deaktivieren lassen, erklärt im Detail der Artikel „Windows 10: Schnüffelfunktionen abschalten“.

In seiner Datenschutzerklärung räumt Microsoft offen ein, dass es die gesammelten Informationen für „interessenbezogene Werbung“ sowie zur „Verbesserung und Personalisierung“ des Nutzererlebnisses verwendet. Die Absichten scheinen also klar, nicht aber, was tatsächlich mit den auf Microsofts Servern gespeicherten Daten geschieht. Als US-Unternehmen kann der Softwarekonzern beispielsweise per Gerichtsbeschluss verpflichtet werden, Behörden wie dem Geheimdienst NSA Einblick in die Daten zu gewähren. Windows-10-Nutzer sollten sich daher gut überlegen, ob sie zum Schutz ihrer Privatsphäre nicht lieber auf einige Komfortfunktionen des Betriebssystems verzichten wollen, die eine Datenübermittlung an Microsoft voraussetzen.