Umgeht Google Apples Intelligent Tracking Prevention?
WhoTracks.me hat im April eine Verlagerung des Traffics von Googles europäischen Suchergebnisseiten hin zu google.com beobachtet. Dadurch will Google offensichtlich seine Tracking-Cookies retten.
Google hat Berichten zufolge damit begonnen, Nutzer der regionalen Varianten seiner Suchmaschine (google.{de, fr, co.uk, etc.) für Suchergebnisse auf google.com umzuleiten. Dies hat deutliche Auswirkungen auf den vierthäufigsten Tracker im Web. Grund genug für uns, die WhoTracks.me-Daten zu überprüfen und herauszufinden, was genau vor sich geht.
Bei einem Blick in die Daten vom April zeigt sich, dass es um den 16. April eine Verlagerung des Traffics von Googles europäischen Suchergebnisseiten (www.google.{de,fr,at,co.uk,etc}
) hin zu www.google.com
gab. Folgende Grafik veranschaulicht, dass alle europäischen Domains in der Woche nach dem 16. April einen 50-prozentigen Rückgang der Seitenaufrufe verzeichneten, während die Aufrufe der US-Domain www.google.com
um 100-150% zunahmen. Das deutet darauf hin, dass Google diese Änderung schrittweise einführt. Die Traffic-Schwankungen sind deutlich größer, als jene, die wir normalerweise innerhalb einer Woche sehen.
Wie stark die Schwankungen ausfallen, lässt sich auch an den Daten für Deutschland ablesen. Betrachtet man den relativen Anteil der im vergangenen Monat auf www.google.de
und www.google.com
geladenen Seiten in Deutschland, so zeigt sich ein deutlicher Anstieg des Traffic-Anteils von www.google.com
um rund 5% auf über 40%.
Was bezweckt Google damit? Wir wissen es nicht, und uns ist auch keine offizielle Ankündigung bekannt. Ein Grund könnte sein, dass Google damit auf immer restriktivere Cookie-Einstellungen reagiert, etwa dass nur Cookies von besuchten Websites zugelassen werden. Vielleicht ist es auch eine Reaktion auf Apples Intelligent Tracking Prevention, das seitenübergreifendes Tracking verhindern soll.
Wenn ein Nutzer die Domain google.com
selten besucht, können solche Anti-Tracking-Maßnahmen dafür sorgen, dass Cookies früher ablaufen oder nicht mehr in einem Drittanbieter-Kontext verwendet werden dürfen. Da die Authentifizierung bei Google-Diensten über die Domain google.com
erfolgt, lassen sich Seitenbesuche direkt dem Google-Profil eines Nutzers zuordnen, wenn der Browser google.com
-Cookies im Drittanbieter-Kontext sendet. Durch die eingeführte Änderung wird es wahrscheinlicher, dass der Nutzer kürzlich www.google.com
besucht hat und Google somit sein Tracking ungestört fortsetzen kann.
Allein mittels Tracking auf seinen google.*
-Domains überwacht Google knapp 30% des Internetverkehrs, wozu größtenteils die google.com
-Domain beiträgt. Durch die jüngste Änderung ist der Besuch der google.com
-Domain als Erstanbieter-Seite (first party) nur schwer zu vermeiden. Und damit erfüllt Google die Voraussetzungen, um auch auf fremden Websites tracken zu können. Um dieses Tracking zu verhindern, müsste man in einem herkömmlichen Browser in den Einstellungen alle Cookies von Drittanbietern blockieren, was häufig Webseitenfunktionen einschränkt. Alternativ bieten sich Anti-Tracking-Lösungen wie Cliqz und Ghostery an, die Tracker mittels Künstlicher Intelligenz erkennen und eine Datenübertragung an Dritte zuverlässig verhindern, ohne Website-Funktionen einzuschränken.
Dieser Artikel erschien zuerst in englischer Sprache auf WhoTracks.me.