Wie Google und Facebook sammelt auch Microsoft massenhaft Nutzerdaten. Das Unternehmen aus Redmond nutzt dazu nicht nur seine Online-Dienste, sondern ebenfalls sein Windows-Betriebssystem. Vor allem die jüngste Version Windows 10 steht aufgrund zahlreicher Spionagefunktionen in der Kritik. Wir verraten dir, wie du der Schnüffelei Einhalt gebieten kannst.
Immerhin kommuniziert Microsoft in seinen Datenschutzbestimmungen relativ offen, welche Informationen es zu welchen Zwecken sammelt. Dort ist gleich mehrfach von einer „Verwendung der Daten für eine Verbesserung und Personalisierung Ihrer Erfahrungen“ sowie von „interessenbezogener Werbung“ die Rede. Die Absichten scheinen also klar, nicht aber, was tatsächlich mit den auf Microsofts Servern gespeicherten Informationen geschieht. Als US-Unternehmen kann der Softwarekonzern aus Redmond per Gerichtsbeschluss beispielsweise verpflichtet werden, Behörden wie dem Geheimdienst NSA Einblick in die Daten zu geben.
Wer verhindern möchte, dass Microsoft sich weitreichende Rechte zur Datenübertragung einräumt, sollte schon bei der Installation von Windows 10 einige Änderungen vornehmen und nicht einfach die Standardeinstellungen übernehmen. Hast du dich bei der Einrichtung des Systems für die „Express-Einstellungen“ entschieden, kannst du die Optionen aber im Nachhinein noch ändern.
Dabei ist jedoch stets zu beachten, dass einige Komfortfunktionen nicht zur Verfügung stehen, wenn Microsoft keine Daten sammeln darf. Beispielsweise empfiehlt es sich aus Datenschutzgründen, auf die Windows-Anmeldung mit einem Microsoft-Konto zu verzichten und stattdessen ein lokales Konto zu verwenden. Allerdings kannst du dann weder die automatische Synchronisation von Einstellungen, Kennwörtern und anderer Daten zwischen mehreren Geräten nutzen noch Apps im Microsoft Store kaufen. Bei Bedarf lässt sich auch später zu einem lokalen Konto für die Windows-Anmeldung wechseln, indem die Verbindung zum Microsoft-Konto gekappt wird. Dies ist über den Punkt „Konten“ im Einstellungsmenü möglich (Reiter „Ihr Konto“ > „Stattdessen mit einem lokalen Konto anmelden“). Dort findest du auch den Reiter „Einstellungen synchronisieren“, unter dem du die Synchronisierung komplett oder für einzelne Bereiche ausschalten kannst.
Datenschutzoptionen anpassen
Die meisten Datenschutzoptionen sind in den Einstellungen unter dem Punkt „Datenschutz“ konfigurierbar. Im Reiter „Allgemein“ kannst du etwa Apps die Nutzung einer eindeutigen Werbungs-ID untersagen, den SmartScreen-Filter deaktivieren und den in Windows 10 enthaltenen Keylogger, der Tasteneingaben aufzeichnet, ausschalten. Dazu musst du die entsprechenden Schalter auf „Aus“ stellen, für den Keylogger zum Beispiel unter „Informationen zu meinem Schreibverhalten an Microsoft senden, um die Eingabe- und Schreibfunktionen in Zukunft zu verbessern“. Die Werbungs-ID dient der Einblendung personalisierter Anzeigen im Browser. Dafür werden unter anderem Standort, aufgerufene Inhalte und Suchanfragen an Microsoft übermittelt und verarbeitet. Der SmartScreen-Filter sendet ebenfalls Daten über verwendete Webinhalte. Sie werden mit einer Datenbank zum Schutz vor Phishing und Malware abgeglichen. Da eine solche Sicherheitsfunktion in den meisten Antivirenlösungen bereits enthalten ist, können Windows-10-Nutzer sie meist bedenkenlos deaktivieren.
Durch Auswahl des Links „Microsoft-Werbung und andere Personalisierungsinfos verwalten“ unter Datenschutz > Allgemein wirst du auf eine Website geleitet. Dort kannst du festlegen, ob du personalisierte Werbung von Microsoft und Drittanbietern blockieren möchtest.
In den Datenschutzeinstellungen lässt sich darüber hinaus der Zugriff von Apps auf Standort, Kamera, Mikrofon, Kontakte, Kalender, etc. unterbinden – entweder komplett oder nur für einzelne Anwendungen. Hinter dem Reiter „Feedback und Diagnose“ im Datenschutzmenü verbergen sich die Einstellungen zur Übermittlung von Telemetriedaten an Microsoft, darunter die verwendete Windows-Version, die Maschinenkennung und die Geräteklasse. Die Diagnose- und Nutzungsdaten können auch private Dateien enthalten, wenn die Option „Vollständig“ ausgewählt ist. Setzt du sie auf „Einfach“ wird die Übermittlung zumindest eingeschränkt. Komplett verhindern lässt sie sich nicht.
Cortana und Websuche deaktivieren
Der in Windows 10 integrierte digitale Assistent Cortana bietet einige nützliche Komfortfunktionen, benötigt dafür aber möglichst viele Informationen über den Nutzer. Er wertet in der Microsoft-Cloud unter anderem Kontakte, Browserverlauf, Spracheingaben, Standort oder Kalendereinträge aus. Zudem lauscht er je nach Einstellung dauerhaft nach einem Aktivierungswort. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte Cortana daher deaktivieren. Dazu musst du in den Datenschutzeinstellungen unter dem Punkt „Spracherkennung, Freihand und Eingabe“ auf „Kennenlernen beenden“ klicken und den anschließenden Hinweis bestätigen. Die Option, Cortana vollständig über das Suchfeld abzuschalten, hat Microsoft mit dem Anfang August ausgelieferten “Anniversary Update” entfernt. Jetzt ist dazu ein manueller Eingriff in die Windows Registry nötig: in den Schlüssel HKEY_LOCAL_MACHINE\SOFTWARE\Policies\Microsoft\Windows\Windows Search muss ein DWORD-Wert mit dem Namen “AllowCortana” und dem Wert “0” eingetragen werden. Dann ist der digitale Assistent für alle Benutzer deaktiviert. Zusätzlich solltest du noch alle persönlichen Daten in den Sucheinstellungen auf der Bing-Website löschen. Dazu wählst du unter „Spracherkennung, Freihand und Eingabe“ den Link „Rufen Sie Bing auf, und verwalten Sie persönliche Infos für alle Ihre Geräte“.
Auch wenn Cortana abgeschaltet ist, kann das Suchfeld von Windows 10 weiterhin verwendet werden, um den lokalen Rechner oder das Web zu durchsuchen. Die Websuche nutzt aber standardmäßig Microsoft Bing, was sich nicht ändern lässt. Um auszuschließen, dass deine Suchverläufe auf diesem Weg an Microsoft übermittelt werden, solltest du die Websuche besser ausschalten. Dies ist über den Schalter “Online suchen und Webergebnisse einbeziehen” im Einstellungsmenü des Suchfelds möglich.
Weitere Windows-10-Funktionen, die Nutzerdaten analysieren sind die App-Vorschläge und der Cloudspeicherdienst OneDrive. Die an deine Vorlieben angepassten Vorschläge für Startmenü und Sperrbildschirm, etwa auf Basis installierter Anwendungen, kannst du in den Einstellungen unter „Personalisierung“ ausschalten. OneDrive scannt alle deine hochgeladenen Mediendateien, in erster Linie um illegale Inhalte wie Kinderpornografie aufzuspüren. Die Daten werden weltweit in Microsofts Rechenzentren gehostet, für die dann nicht das deutsche Datenschutzrecht gilt. Eine Wahlmöglichkeit für den Speicherort bietet Microsoft für Privatnutzer nicht an.
Edge übermittelt Browser- und Suchverlauf
Der in Windows 10 als Standardbrowser vorkonfigurierte Edge sammelt ebenfalls massenhaft Daten über den Nutzer – vor allem, wenn man die Voreinstellungen beibehält. Natürlich verwendet Edge von Haus aus Microsofts Suchmaschine Bing, eine Alternative lässt sich nur relativ umständlich hinzufügen. Ist in der Einstellungsoption „Neue Tabs öffnen mit“ die Auswahlmöglichkeit „Beste Websites und empfohlener Inhalt“ aktiv, blendet Edge in einem neuen Browser-Tab Icons von häufig besuchten Websites sowie ausgewählte Inhalte von Microsofts Nachrichtenportal MSN ein. Um diese an die Interessen des Anwenders anzupassen, wird sein Nutzungsverhalten analysiert. Beispielsweise wertet Microsoft den gesamten Browserverlauf aus. Immerhin lassen sich in den Einstellungen von Edge Browserdaten wie Cookies, Cache, Browser- und Downloadverlauf, Kennwörter sowie Formulardaten lokal löschen. Ob sie damit aber auch von Microsofts Servern verschwinden, ist fraglich.
In den erweiterten Einstellungen von Edge sollte unbedingt die Seitenvorhersage deaktiviert werden. Laut Microsoft beschleunigt sie den Browser und verbessert das Lesen sowie die gesamte Nutzung. Dazu analysiert es aber sehr ausführlich das Surfverhalten des Anwenders. Ähnliches gilt für die Suchvorschläge, die an gleicher Stelle abgeschaltet werden können.
Wenn du die Datenweitergabe durch Edge halbwegs unterbinden willst, musst du also zahlreiche Funktionen deaktivieren. Und selbst dann ist nicht eindeutig klar, welche Daten weiterhin übermittelt und verarbeitet werden. Warum dann nicht gleich einen sicheren Browser wie Cliqz verwenden? Wir speichern keinerlei persönliche Daten auf unseren Servern, mit denen einzelne Nutzer identifizierbar sind. Mithilfe des in unseren Desktop-Browser integrierten Transparenz-Cockpits kannst du jederzeit überprüfen, welche Daten der Cliqz Browser an uns sendet und was mit ihnen geschieht. Gebe dazu einfach „about:transparency“ in die Browserzeile ein. Zusätzlich verhindert die eingebaute Anti-Tracking-Technologie ohne Konfigurationsaufwand, dass Tracker alle deine Aktivitäten im Web aufzeichnen. Mit der ebenfalls integrierten Schnellsuche lässt sich zudem das Web durchsuchen, ohne persönliche Datenspuren zu hinterlassen. Für vollständige Transparenz sorgt, dass alle zentralen Cliqz-Funktionen Open Source und für jedermann auf GitHub einsehbar sind.