„Auf zum Himalaya!“
Was sicheres Surfen im Netz mit einer Expedition auf den höchsten Berg der Erde zu tun hat, erklärt Cliqz-Gründer Jean-Paul Schmetz im Interview.
Wir nutzen alle ganz selbstverständlich das Internet und fühlen uns relativ sicher – bis die nächste Hiobsbotschaft über Datenmissbrauch durch die Medien geistert. Die meisten von uns gehen danach aber schnell wieder zur Tagesordnung über. Im Interview spricht Cliqz-Gründer Jean-Paul Schmetz über Datensicherheit und darüber, wie Cliqz seine Nutzer vor Trackern schützt.
Jean-Paul, was ist denn das Schlimmste, was uns als „normalen Usern“ im Netz passieren kann?
Im besten Fall passiert einem nichts, Du bekommst nur ständig Werbung eingespielt, die auf unheimliche Weise auf Dich zugeschnitten zu sein scheint. Das Worst-Case-Szenario sieht hingegen weitaus gravierender aus, und es ist bereits eingetreten: 2006 gab es zum Beispiel einen großen Daten-Leak bei AOL, bei dem die Browserverläufe von Nutzern für wenige Stunden veröffentlicht wurden. Das hatte katastrophale Auswirkungen. Uns sind mindestens sechs Fälle von Nutzern bekannt, deren Leben aufgrund dieser Sache auf dramatische Art zerstört wurde.
Aber die meisten von uns haben doch wirklich nichts zu verbergen!
Wenn Dir jemand Deinen Browserverlauf vorlesen würde, dann würdest Du erst einmal für einige Tage nicht mehr ins Internet gehen. Das ist, als ob jemand in Deine Wohnung einbricht und in Deinen persönlichen Sachen wühlt. Egal ob Du etwas zu verbergen hast oder nicht. Dabei ist es für Dich persönlich übrigens weniger dramatisch, ob die NSA oder ob Donald Trump Deine Bewegungen im Netz kennt – stell Dir vor, alle Deine Nachbarn oder Arbeitskollegen wüssten genau, was Du im Web tust und wofür Du Dich interessierst…
Wie funktioniert also die Technologie von Cliqz?
Was Cliqz hier macht, ist im Grunde ganz einfach: Wir entkoppeln die Daten über Dein Verhalten im Web vollständig von allen Daten, anhand derer Du identifiziert und nachverfolgt – also getrackt – werden könntest. Unsere im Browser vorinstallierte Anti-Tracking-Funktion maskiert gewissermaßen die Besucher von Websites. Für die Tracker – also Werbenetzwerke und Social Networks oder Analytics-Software – sehen alle gleich aus und sind nicht mehr zu unterscheiden. Sie können also nichts mehr über Dich als individuellen Nutzer erfahren.
Könntest Du das bildlich veranschaulichen?
Stell Dir vor, Du willst den Mount Everest besteigen oder eine Expedition in den Dschungel unternehmen – da ziehst Du doch auch nicht einfach alleine los, sondern nimmst lieber jemanden mit, der sich im Terrain auskennt und Dich vor Gefahren schützt. So ist es auch mit dem Cliqz-Browser: Die integrierte Suchmaschine zeigt Dir den Weg und unsere Datenschutzfunktionen passen auf, dass Dir nichts passiert. Wir achten darauf, dass private Informationen unserer User privat bleiben – ohne die Nutzer dabei einzuschränken. Ohne mulmiges Gefühl und ohne Dir Gedanken darüber machen zu müssen, wer Deinen Browserverlauf mitlesen könnte, kannst Du Dich ganz auf Deine Entdeckungsreisen im Netz konzentrieren.
Am einfachsten wäre es doch, wenn uns der Gesetzgeber vor Datenmissbrauch im Netz schützen würde…
Das stimmt. Allerdings erinnere ich mich an Zeiten, in denen es im Auto keine Anschnallpflicht gab – man konnte es tun oder auch nicht. Heutzutage schnallen wir uns an. Ganz freiwillig, weil wir uns über die Gefahren bewusst sind.
Dieses Interview erschien zuerst im Burda-Blog.