Corona-App: Was ist der Unterschied zwischen Tracking und Tracing?
In der Diskussion um eine Corona-App werden die Begriffe häufig synonym gebraucht, obwohl sie Verschiedenes meinen. Wir erklären die Unterschiede und wie die in Deutschland geplante App funktioniert.
Seit Tagen wird hitzig und kontrovers über eine Smartphone-App zur Nachverfolgung von Corona-Infektionen diskutiert. Neben sachlichen Diskussionsbeiträgen finden sich im Internet auch viele Gerüchte, Falschmeldungen und Verschwörungstheorien zum Thema Corona-App. Immer wieder werden dabei die Begriffe Tracking und Tracing durcheinandergeworfen, obwohl sie sich inhaltlich deutlich unterscheiden.
Um für mehr Klarheit zu sorgen, erklären wir den Unterschied zwischen Tracking und Tracing sowie die grundlegende Funktionsweise der geplanten Corona-App.
Tracking oder Tracing?
In der Logistik stehen Tracking und Tracing für die Sendungsverfolgung. Tracking bezeichnet hier in der Regel die Verfolgung des aktuellen Standorts in Echtzeit (Wo befindet sich die Lieferung gerade?). Tracing beschreibt hingegen die zeitlich versetzte Rückverfolgung (Wo war die Lieferung in der Vergangenheit, welchen Weg hat sie genommen, welche Stationen passiert?).
Hinsichtlich der Corona-App sind die Begriffe ähnlich zu unterscheiden:
Tracking
Beim Tracking geht es um den Erkenntnisgewinn in Echtzeit. Eine Tracking-App kann etwa den aktuellen Aufenthaltsort einer Person mithilfe von Geodaten (z.B. via GPS-Koordinaten oder Funkzellenortung) bestimmen. Erfasst sie zusätzlich noch, wer sich wann wo aufgehalten hat, ermöglicht sie sogar das Erstellen detaillierter Bewegungsprofile. Das ist jedoch nicht Sinn und Zweck der geplanten Corona-App.
Tracing
Beim Tracing geht es darum, im Nachhinein Erkenntnisse zu gewinnen. Eine Tracing-App lässt sich etwa dazu verwenden, physische Kontakte zwischen Personen nachzuvollziehen. Mittels der Nahfunktechnik Bluetooth, mit der Digitalgeräte über kurze Distanz miteinander kommunizieren, kann sie den Abstand zwischen Smartphones anhand der Stärke der Funksignale messen und so Begegnungen zwischen Nutzern erkennen (Proximity Tracing).
Die in Deutschland geplante Corona-App soll die Nachverfolgung von potenziellen Corona-Kontakten ermöglichen und Nutzer informieren, wenn sie aus epidemiologischer Sicht relevanten Kontakt zu einem Corona-Infizierten hatten. Es handelt sich also nicht um eine Tracking-App, sondern um eine Tracing-App.
Funktionsweise der Corona-App
Nutzer werden die Corona-App freiwillig herunterladen können, sobald sie verfügbar ist. Dann müssen sie nur noch die Bluetooth-Funktion ihres Smartphones einschalten. Daraufhin sucht die App via Bluetooth im Hintergrund fortlaufend nach anderen Handys, auf der die App ebenfalls installiert ist.
Kommt Person A nun für eine bestimmte Zeit (geplant sind mindestens 15 Minuten) in die unmittelbare Nähe (definiert als unter zwei Meter Abstand) von Person B, speichert die App diese Begegnung jeweils in Form einer anonymen temporären ID auf dem Smartphone der Nutzer. Die Begegnungsdaten enthalten keinerlei persönliche Informationen über die App-Nutzer oder darüber, wo sie sich begegnet sind. Es lassen sich weder Bewegungsprofile bilden noch Personen namentlich identifizieren.
Wird Person B später positiv auf Covid-19 getestet, gibt sie das in der App an. Diese informiert anschließend anonym Person A und alle anderen Personen, die entsprechend engen Kontakt zu Person B hatten, dass sie möglicherweise angesteckt wurden. Die so Informierten sollten sich anschließend beim Gesundheitsamt melden und nach Möglichkeit testen lassen. Falls sie selbst infiziert wurden, können sie ihrerseits über die App alle relevanten Kontakte warnen.
Grundsätzlich gilt: Je mehr Menschen die Corona-App nutzen, desto besser stehen die Chancen, dass mit ihrer Hilfe die Verbreitung des neuen Coronavirus eingedämmt werden kann.