Chrome-Werbeblocker stärkt Googles datengetriebene Werbeplattformen

Der Google-Browser blockiert jetzt von Haus aus bestimmte Anzeigenformate. Google will dadurch in erster Linie aber nicht das Surferlebnis verbessern, sondern Publisher zum Umstieg auf seine datengetriebenen Werbeplattformen drängen, um seine führende Marktposition weiter auszubauen.

Chrome-Werbeblocker

Björn GreifRedakteur

Google hat den in seinen Chrome-Browser integrierten Werbeblocker scharf geschaltet, den es im Juni 2017 angekündigt hatte. Allerdings blockiert dieser nicht alle Anzeigen, sondern nur solche, die nicht den Standards der von Google selbst mit ins Leben gerufenen Coalition for Better Ads entsprechen. Dazu zählen etwa Pop-up-Werbung, Vollbildanzeigen, automatisch startende Videowerbung mit Ton sowie blinkende, animierte Anzeigen.

Aus Verbrauchersicht sind weniger aufdringliche Anzeigenformate natürlich wünschenswert. Googles Ansatz geht also grundsätzlich in die richtige Richtung. Aus Datenschutzsicht sind die „Better Ads“ aber nicht weniger aggressiv als bisherige Werbeformen. Zwar wirken zielgerichtete Anzeigen, die auf einem detaillierten Profil des Nutzers basieren, auf den ersten Blick dezenter. Tatsächlich ersetzen sie jedoch nur aggressive Visualisierungen durch gezielte Manipulation.

Solche aufdringlichen Anzeigenformate blockiert Chrome künftig automatisch (Bild: Coalition for Better Ads).
Solche aufdringlichen Anzeigenformate blockiert Chrome künftig automatisch (Bild: Coalition for Better Ads).

Google zwingt Webseiten seine Werbestandards auf

Website-Betreiber werden künftig über Verstöße gegen die Standards der Coalition for Better Ads informiert. Sie haben dann 30 Tage lang Zeit, Änderungen vorzunehmen und ihre Website zur erneuten Überprüfung einzureichen. Wurden die Verstöße nicht innerhalb dieser Frist behoben, entfernt Chrome die fraglichen Anzeigen von der Website. Auf diese Weise zwingt Google letztlich das gesamte Ökosystem, auf datengetriebene Werbung umzusteigen. In diesem Wachstumsmarkt hat der Internetriese nur sehr wenig Konkurrenz. Und er tut alles dafür, dass das auch so bleibt und er seine führende Marktposition behaupten bzw. weiter ausbauen kann.

„Hinsichtlich Googles Motivation für den Werbeblocker geht es weniger darum, das Surferlebnis für die Nutzer zu verbessern, sondern vielmehr darum, Publisher und Werbetreibende zu Anzeigenstandards zu zwingen, die Google zugutekommen“, sagt Jeremy Tillman, Director of Product bei Ghostery. „Mit der Drohung, alle Anzeigen auf Websites zu blockieren, die nicht den Standards entsprechen, will Google mehr Publisher zum Umstieg auf seine Werbeplattformen bewegen, die auf einer tiefgreifenden und umfassenden Datenerhebung beruhen.“

Aus diesem Grund wird Google niemals aufhören, so viele Daten wie möglich über jeden einzelnen Nutzer zu sammeln – erst recht nicht, wenn sie im aufstrebenden Markt für datengetriebene Werbung immer wertvoller werden.

Internetnutzer können Google kaum entkommen

Google sammelt nicht nur mithilfe seiner eigenen Produkte massenhaft Nutzerdaten, die für den Werbemarkt relevant sind. Laut einer Studie von Cliqz und Ghostery ist der Internetkonzern auch der weltweit größte Betreiber von Drittanbieter-Trackern, die Nutzer über verschiedene Websites hinweg quer durchs Internet verfolgen. Googles eigene Seiten nicht mitgezählt, ist auf 6 von 10 aufgerufenen Webseiten mindestens ein Google-Tracker aktiv. Selbst wenn du nie eines seiner Produkte verwendet hast, weiß Google dennoch über dich und deine Surfgewohnheiten genau Bescheid.

Tracker Top 5

Daher sollten Nutzer, die Wert auf ihre Privatsphäre legen, weiterhin eigenständige Werbeblocker oder Anti-Tracking-Tools wie Ghostery, Adblock Plus, Privacy Badger, uBlock origin oder den Cliqz Browser verwenden. Nur so können sie sicher sein, dass ihre Privatsphäre geschützt ist. Zusätzlich profitieren sie beim Einsatz solcher Tools davon, dass Websites weniger mit Anzeigen zugemüllt sind und durch das Blockieren unnötiger Tracking-Skripte deutlich schneller laden.


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