Bundeskartellamt untersagt Facebook Datensammelei auf Drittwebsites
Den Kartellwächtern zufolge missbraucht der Konzern seine marktbeherrschende Stellung und verstößt zudem gegen europäische Datenschutzvorschriften. Ohne freiwillige Einwilligung des Nutzers darf er praktisch keine Daten mehr sammeln oder zusammenführen.
Das Bundeskartellamt hat Facebook die umfassende Datensammelei außerhalb seines Netzwerks untersagt. Der Umfang, in dem der Konzern Daten ohne Einwilligung der Nutzer sammelt, dem Facebook-Konto zuordnet und verwertet, stellt nach Ansicht der Kartellwächter einen Missbrauch seiner marktbeherrschenden Stellung dar.
Künftig darf das Unternehmen nur noch Daten von Drittwebsites sammeln und (ebenso wie Daten von konzerneigenen Diensten wie WhatsApp oder Instagram) dem Facebook-Konto zuordnen, wenn der Nutzer dem freiwillig zugestimmt hat. „Und Freiwilligkeit heißt, dass die Nutzung der Facebook-Dienste nicht von der Einwilligung des Nutzers in diese Art der Datensammlung und -zusammenführung abhängig gemacht werden darf“, stellt Bundeskartellamtspräsident Andreas Mundt klar. „Wenn der Nutzer die Einwilligung nicht erteilt, darf Facebook ihn nicht von seinen Diensten ausschließen und muss auf eine Datensammlung und -zusammenführung aus den verschiedenen Quellen verzichten.“
Cliqz-Geschäftsführer Marc Al-Hames begrüßt die Entscheidung des Bundeskartellamts:
Facebook erhebt über seine Dienste hochgradig detaillierte Daten über das Leben von Milliarden Nutzern. Schauen wir mal nur auf WhatsApp: Für viele Jugendliche ist es heute schlicht unverzichtbar. Wer dazugehören will, muss mitmachen. Soziale Medien bedingen sozialen Druck. Und Facebook nutzt das gnadenlos aus. Also heißt es: Friss oder stirb. Gib mir deine Daten oder du bist ein Außenseiter. Das ist ganz klar ein Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung!
Google noch schlimmer als Facebook
Damit aber nicht genug: Facebook überwacht unsere Online-Aktivitäten völlig unabhängig davon, ob wir Mitglied bei einem seiner Dienste sind oder nicht. Selbst wer um der Privatsphäre Willen bewusst auf jegliche Facebook-Services verzichtet, wird ausgespäht. Denn die Datensammeltechnologien von Facebook, so genannte Tracker, überwachen Statistiken von WhoTracks.me zufolge jede vierte Webseite, die wir besuchen.
Allerdings ist Facebook nur die Nummer zwei. Der mit großem Abstand bedeutendste Datenmonopolist ist Google (bzw. dessen Mutterkonzern Alphabet). Mit der Google-Suche, dem Mobilbetriebssystem Android, der App-Vertriebsplattform Play Store und dem Browser Chrome erhebt der Internetgigant Daten über praktisch jeden in der westlichen Welt. Und selbst wer sich dem durch Nutzung alternativer Dienste entziehen möchte, hat keine Chance: Mit einer Tracker-Reichweite von knapp 80 Prozent aller Seitenaufrufe weiß Google mehr über uns, als wir ahnen. „Wenn es um unsere Daten geht, muss zuallererst Google reguliert werden“, fordert daher Al-Hames.
Facebook will gegen Entscheidung vorgehen
Infolge der Kartellamtsentscheidung muss Facebook seine Datenverarbeitung anpassen. Es hat aber schon angekündigt, vor Gericht Beschwerde dagegen einzulegen. In einer Stellungnahme führt der Konzern an, dass sein Social Network zwar populär sei, aber keine marktbeherrschende Stellung habe. Zudem widerspricht er der Aussage der Kartellwächter, dass die Nutzungsbedingungen sowie die Art und der Umfang der Sammlung und Verwertung der Daten durch Facebook zu Lasten der Nutzer gegen europäische Datenschutzvorschriften verstoßen.
Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber unterstützt die Entscheidung des Bundeskartellamts: „Nach dem Kartellamt sehe ich jetzt vor allem auch die europäischen Datenschutzaufsichtsbehörden in der Pflicht nachzulegen und gemeinsam dafür zu sorgen, dass vergangene Verstöße beseitigt und in Zukunft sämtliche Datenschutzvorgaben eingehalten werden. Konzerne wie Facebook können nicht einfach so weiter machen wie bisher.“
Datenschutzgesetze und Regulierung können im grenzenlosen Web jedoch niemals einen vollständigen Schutz vor dem allgegenwärtigen Tracking bieten. Daher solltest du selbst aktiv werden, wenn du auf deine Privatsphäre bedacht bist. Eine einfach anwendbare und effiziente Lösung sind Anti-Tracking-Tools wie Ghostery oder der Cliqz Browser mit eingebautem Tracking-Schutz: