Zuckerbergs „Wahrheit über Facebook“ – der Gipfel der Heuchelei

In einem Gastbeitrag verteidigt der Facebook-CEO die Datensammlung und behauptet, Nutzer hätten jetzt mehr Kontrolle. Seine Aussagen zeigen jedoch, dass er die grundlegende Problematik nicht versteht.

Björn GreifRedakteur

In einem Gastbeitrag auf Zeit Online verteidigt Facebook-CEO Mark Zuckerberg das werbebasierte Geschäftsmodell seines Unternehmens und behauptet wieder einmal, Facebook gebe seinen Nutzern mehr Kontrolle. „Sie kontrollieren, ob wir Ihre Daten für Werbezwecke verwenden“, schreibt Zuckerberg. Stellt sich nur die Frage, warum Nutzer nicht kontrollieren können, ob Facebook überhaupt Daten sammeln darf oder nicht.

„Wenn Zuckerberg es wirklich ernst meinte, müsste er den Nutzern einfach nur die Möglichkeit geben, die Überwachung ihrer Aktivitäten auf Websites und Apps abzuschalten“, kommentiert Cliqz-Geschäftsführer Marc Al-Hames. „Alles andere ist Heuchelei.“

Facebook überwacht gut 24 Prozent des Web-Traffic

Facebooks Tracking-Skripte überwachen laut aktuellen Statistiken von WhoTracks.me knapp ein Viertel (24,1 Prozent) des gesamten Internetverkehrs. Das Social Network sammelt auf diese Weise auch Daten über Nutzer außerhalb seiner Plattform, woraus zwangsläufig Schattenprofile von Nicht-Mitgliedern entstehen. Darüber verliert Zuckerberg in seinem Gastbeitrag – wie schon in den Anhörungen vor dem US-Kongress und vor Vertretern des Europäischen Parlaments im vergangenen Jahr – kein Wort.

Was er ebenfalls unterschlägt: Die von ihm angeführten Kontrollmöglichkeiten stehen ausschließlich Facebook-Mitgliedern zur Verfügung. Wer nie ein Facebook-Konto eröffnet hat und keinen seiner Dienste nutzt, wird dennoch von Facebook getrackt, ohne dem jemals zugestimmt zu haben. Nicht-Mitglieder können noch nicht einmal die von Facebook gesammelten Daten einsehen oder deren Löschung beantragen. Denn dafür ist zwingend ein Nutzerkonto erforderlich. Wer also seine Daten löschen lassen will, muss sich erst einmal bei Facebook anmelden und dabei weitere Daten preisgeben!

Fadenscheinige Begründung für umfassendes Tracking

Als Erklärung für die umfassende Datensammlung auf und abseits der Facebook-Plattform schiebt Zuckerberg in seinem Gastbeitrag erneut Sicherheitsgründe vor. „Diese Informationen sind auch für die allgemeine Sicherheit und den Betrieb unserer Dienste wichtig. […] Die Entscheidung, wie wir diese Informationen für die Sicherheit und den Betrieb unserer Dienste verwenden, treffen wir selbst“, heißt es darin.

Um Bots oder betrügerische Anmeldeversuche zu erkennen, ist das Tracking außerhalb Facebooks wahrscheinlich hilfreich, aber absolut nicht notwendig. Ein Unternehmen wie Facebook kennt sicherlich weniger invasive Methoden zur Absicherung seiner Plattform, die nicht in diesem Maße auf Kosten der Privatsphäre aller Internetnutzer gehen.

Alles in allem belegen Zuckerbergs Aussagen wieder einmal, dass er das Konzept der Privatsphäre offensichtlich nicht versteht.

Mit dem Cliqz Browser kannst du Facebooks Tracking unschädlich machen: