DLD: Facebook-Chefin spricht von Wandel – aber das Datensammeln geht weiter
Man sei nicht dasselbe Unternehmen wie noch vor einem Jahr, beteuerte Sheryl Sandberg auf der Burda-Digitalkonferenz. In Sachen Tracking und Datensammlung hat sich bei dem Social Network aber nichts zum Besseren verändert.
Auf der Burda-Digitalkonferenz DLD hat Facebooks Geschäftsführerin Sheryl Sandberg am Sonntag betont, wie sehr sich der Internetkonzern seit dem Datenskandal rund um Cambridge Analytica gewandelt hätte. “Wir sind nicht dasselbe Unternehmen wie 2016 oder auch noch vor einem Jahr”, beteuerte Sandberg. Unter anderem habe das soziale Netzwerk Nutzern mehr Kontrolle über ihre Privatsphäre gegeben und den Datenschutz verbessert.
Die Zahlen sprechen jedoch eine andere Sprache: Laut aktuellen Statistiken von Cliqz und Ghostery erfasst Facebook mit seinen Tracking-Skripten weiterhin jede vierte Webseite (25,03 %), die in Deutschland geladen wird. Nur Google hat eine noch größere Reichweite.
Android-Apps leiten Millionen Daten an Facebook weiter
Ähnliches gilt für die Softwareschnittstellen (APIs), über die der Konzern die Nutzeraktivitäten in Smartphone-Apps auswertet. Beispielsweise schicken beliebte Android-Apps wie Spotify, Shazam oder Yelp über diese APIs ungefragt detaillierte Nutzungsdaten an Facebook, sogar wenn der App-User nie Facebook-Mitglied war. Das belegt eine Ende Dezember veröffentlichte Studie von Privacy International.
Tatsache ist: Facebooks Überwachungssoftware erhebt weiterhin in beunruhigender Detailtiefe Daten über das Verhalten aller Internetnutzer. Von Facebook in Schattenprofilen erfasst zu werden, lässt sich noch immer nicht verhindern. Und das völlig unabhängig davon, ob man Facebook-Dienste nutzt oder nicht.
Darüber hinaus wird dreist getrickst und getäuscht. Etwa mit Dark Patterns: Manipulatives Design soll Nutzer gezielt von strikten Datenschutzeinstellungen abhalten. Das praktiziert allerdings nicht nur Facebook, sondern auch Google und viele andere Unternehmen.
Kartellbehörden aktiver in Sachen Datenschutz als die Politik
Bleibt zu hoffen, dass sich die deutsche Politik nicht durch plumpe Ablenkungsmanöver täuschen lässt. Wenn Sandberg diese Woche die Bundesminister Peter Altmaier (CDU/ Wirtschaft) und Katarina Barley (SPD/ Justiz) trifft, muss Tacheles geredet werden! Es ist schon bezeichnend, dass bis heute weder das Verbraucher- noch das Datenschutzrecht die Datengier der Internetgiganten wirksam eindämmen konnte.
Bislang sind es einzig die Initiativen der Kartellbehörden, die hoffen lassen. Das Bundeskartellamt hat Facebook bereits Ende 2017 missbräuchliche Datensammlung vorgeworfen und mit Sanktionen gedroht. Laut Medienberichten will es bald gezielt gegen das Social Network vorgehen und ihm die Sammlung von Nutzerdaten in Deutschland zumindest teilweise verbieten.
„Datenschutz ist kein Hemmnis für Innovationen“
Häufig argumentieren Konzerne wie Facebook und Google, dass zu strenger Datenschutz Innovationen verhindere. Dem widersprach Cliqz-Geschäftsführer Marc Al-Hames auf der DLD: „Das ist eine Lüge! Privatsphäre ist kein Hemmnis für Innovationen. Wir müssen diese Lüge endlich aus den Köpfen der Menschen bekommen. Sie ist einer der Hauptgründe dafür, dass Datenschutz nicht zum Mainstream wird.“
Daher sei eine neue Denkweise nötig, so Al-Hames weiter: „Wir müssen zu dem Punkt kommen wo man sagt: Ich sammle nur, was ich wirklich brauche, und lasse alles, was ich nicht brauche, auf dem Gerät des Nutzers.“ Cliqz folgt diesem Prinzip konsequent – sowohl mit seinem Datenschutz-Browser und seiner selbst entwickelten Suchmaschine als auch mit seinem Geschäftsmodell MyOffrz. Das erschwert zwar manches, aber letztlich ist auch unter Berücksichtigung eines strikten Datenschutzes technisch nahezu alles machbar.