Twitter spioniert Surfverhalten für personalisierte Werbung aus

Laut seinen aktualisierten Datenschutzrichtlinien gibt das Social Network unter Umständen private Daten an Werbepartner weiter. Zudem wertet es Standort, App- sowie Gerätenutzung aus und in einigen Ländern sogar Webseitenbesuche.


Björn GreifRedakteur

Wie Google und Facebook protokolliert auch Twitter das Surfverhalten seiner Nutzer. Die gesammelten Daten verwendet es in Zusammenarbeit mit Werbepartnern dafür, innerhalb und außerhalb seiner Website auf den jeweiligen User zugeschnittene Werbung zu schalten. Dies räumt der Kurznachrichtendienst in der jüngsten Ankündigung zu seinen aktualisierten Datenschutzrichtlinien ein, die zum 18. Juni in Kraft treten:

„Klingt gut“ heißt nicht zwingend, dass es tatsächlich gut ist.
„Klingt gut“ heißt nicht zwingend, dass es tatsächlich gut ist.

Die Browser-Option „Do Not Track“ unterstützt das Social Network künftig nicht mehr. Sie signalisiert Werbedienstleistern, dass der Nutzer nicht getrackt werden möchte. Allerdings ignorieren viele Werbedienste diesen Wunsch.

Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten Internetnutzer daher eine Anti-Tracking-Technologie wie die von Cliqz oder Ghostery einsetzen. Sie verhindert in jedem Fall eine Nachverfolgung durch Drittanbieter-Tracker, die sich teils zu Hunderten auf Websites tummeln.

Wie Facebook mit seinem „Gefällt mir“-Button wertet auch Twitter in einigen Ländern aus, welche Webseiten mit integriertem Tweet-Button oder Twitter-Inhalten der User besucht hat. Nach Angaben des Kurznachrichtendiensts werden die protokollierten Webaktivitäten nach maximal 30 Tagen gelöscht bzw. „verschleiert“. Was mit Letzterem genau gemeint ist, bleibt jedoch offen. In seiner Ankündigung führt Twitter unter dem Punkt „Webdaten“ aus: „Wir haben aktualisiert, wie wir Daten von anderen Websites speichern und nutzen, die Twitter Inhalte integrieren, z. B. in Form eingebetteter Timelines. Mit diesen Daten verbessern wir unsere Services und individualisieren die dir gezeigten Inhalte und Anzeigen. Wir speichern keine Website-Besuchsdaten für Nutzer in der Europäischen Union und den EFTA-Staaten.“

Auswertung von Standort, App- und Gerätenutzung

Um ein möglichst genaues Bild seiner Nutzer zu erhalten, wertet das Social Network zudem alle installierten Apps auf den Mobilgeräten der einzelnen User aus. Die komplette Liste lässt sich im Bereich „Deine Twitter Daten“ unter dem Punkt „Apps auf deinen Mobilgeräten“ einsehen. Dort findet sich auch eine Übersicht über alle ermittelten Interessen des Nutzers. Mit „geräteübergreifende Personalisierung“ beschreibt Twitter darüber hinaus seine Bemühungen, alle Geräte eines Users zu identifizieren und zu verknüpfen.

Immerhin können Nutzer im überarbeiteten Einstellungsbereich „Individualisierung und Daten“ (unter „Datenschutz und Sicherheit“) nun genauer festlegen, wie der Kurznachrichtendienst „Inhalte personalisiert und bestimmte Daten erfasst und teilt“. Dort lässt sich unter anderem die interessenbasierte Werbung deaktivieren, natürlich wird damit aber nicht jegliche Werbung auf Twitter abgeschaltet. In einem Support-Artikel zum Thema Datenschutz erklärt der Anbieter: „Die dir angezeigte Werbung kann anhand von anderen Informationen weiterhin personalisiert sein, z. B. basierend auf deinen Tweets, den Personen, denen du folgst, deinem Smartphone-Typ, deinem Standort und den Twitter Links, auf die du klickst. Twitter arbeitet außerdem mit dem Partner TellApart und Drittanbieter-Werbepartnern, einschließlich Google, zusammen, um seine Dienste zu vermarkten und Anzeigen im Auftrag von Twitter Werbekunden zu schalten, darunter auch interessenbasierte Anzeigen.“

Wer möglichst wenig von sich preisgeben möchte, sollte in den Twitter-Einstellungen für Datenschutz und Sicherheit unter „Individualisierung und Daten“ alle Punkte abwählen.

Um auch die Personalisierung von Werbung auf Basis des Standorts, der App- und Gerätenutzung zu unterbinden, empfiehlt es sich die Schaltfläche „Alle deaktivieren“ auszuwählen. Damit lässt sich zugleich verhindern, dass Twitter private Daten (mit Ausnahme von Name, E-Mail-Adresse und Telefonnummer) „über ausgewählte Partnerschaften“ weitergibt.

Um deine persönlichen Daten generell vor dem Zugriff durch Tracker-Betreiber wie Google, Facebook oder Twitter zu schützen, kannst du den Cliqz-Browser oder Ghostery verwenden. Ersterer steht als Desktop- und Mobilversion für Windows und macOS bzw. Android und iOS zum kostenlosen Download bereit. Zusätzlich bietet Cliqz eine Erweiterung für Firefox an. Ghostery liegt als Add-on für alle gängigen Browser vor.