Offener Brief an Mark Zuckerberg: "Hören Sie auf zu lügen!"

Der Facebook-CEO weiß angeblich nichts über Schattenprofile. Wir bei Cliqz halten das für wenig glaubhaft und fordern ihn in einem offenen Brief auf, Nutzer und ihre Privatsphäre zu respektieren.

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Björn GreifRedakteur

Facebook-CEO Mark Zuckerberg hat bei seiner Anhörung vor dem US-Kongress behauptet, er wisse nicht über Schattenprofile Bescheid. Mit dieser offensichtlichen Lüge konfrontiert ihn nun Cliqz in einem offenen Brief, der heute in deutschen und europäischen Leitmedien erschienen ist:

LIEBER MARK ZUCKERBERG,

die Abgeordneten haben sich bei Ihrer Befragung im amerikanischen Kongress blamiert. Es war ein bisschen so, als würde man seinen Eltern bei einem modernen Tanz zusehen. Die Damen und Herren gaben sich hier und da etwas hölzern, manches war ein bisschen peinlich und am Ende hatte die ganze Veranstaltung sogar was Drolliges. Kurzum, Sie hatten die Lacher schnell auf Ihrer Seite.

Bei näherem Hinsehen muss allerdings jedem Internetnutzer das Lachen wirklich vergehen. Schließlich haben Sie nicht irgendeinen guten Witz gemacht, sondern vor der Weltöffentlichkeit dreist gelogen. Sie haben vorgegeben, nichts darüber zu wissen, dass Facebook uns alle überwacht, unabhängig davon, ob wir Mitglied bei Facebook sind oder nicht. Dabei ist genau das Teil Ihres Geschäftsmodells. Schon nicht mehr so lustig.

Doch blicken wir jetzt nach vorn. Denn das wollen Sie ja auch, wie Sie es in den Medien proklamiert haben. Sie haben jetzt die Chance, nachzubessern. Stehen Sie zu Ihrem Wort, beweisen Sie, dass Sie den öffentlich dargestellten Wandel Ihrer Firma jetzt auch wirklich ernst meinen. Respektieren Sie Ihre User. Respektieren Sie unser aller Privatsphäre.

UND WENN SIE NICHT WISSEN, WIE DAS GEHT, FRAGEN SIE UNS. WIR KÖNNEN DAS JETZT SCHON.

Dr.-Ing. Marc Al-Hames
Geschäftsführer Cliqz GmbH

Jean-Paul Schmetz
Geschäftsführer Cliqz GmbH

Zuckerbergs Aussagen sind wenig glaubhaft

Mit dem Cambridge-Analytica-Skandal geriet Facebook als ein Akteur der sonst im Verborgenen agierenden Überwachungsökonomie ins Licht der Öffentlichkeit. Nutzer der großen Internetplattformen sehen auf den ersten Blick nur ein Soziales Netz, eine Suchmaschine, einen Kartendienst, ein Videoportal. Im Hintergrund aber werden Daten gesammelt und zu Geld gemacht. Es war längst überfällig, dass die Datensammelpraxis von Facebook – stellvertretend für alle großen werbefinanzierten Internetgiganten – auf den Prüfstand kommt.

Bei der Kongressanhörung vom Abgeordneten Ben Lujan auf „shadow profiles“ angesprochen, sagte Zuckerberg: „I’m not familiar with that.“ (“Davon weiß ich nichts.”) Mit Schattenprofilen sind die Daten gemeint, die Facebook mittels Tracking auch über jene Internetnutzer sammelt und speichert, die nie Mitglied bei Facebook waren oder das Netzwerk bewusst verlassen haben. Der Gründer des Sozialen Netzwerks will nichts über diese Praxis wissen? Wenig glaubhaft!

Natürlich weiß Zuckerberg sehr genau, dass Facebooks Tracking-Skripte auf Tausenden Internetseiten eingebunden sind. Facebook sieht mit ihrer Hilfe sogar, was wir alle außerhalb seiner Plattform online tun. Diese Daten sind ein ganz wesentlicher Teil seines Geschäftsmodells. Sie verraten viel darüber, was wir kaufen wollen oder wohin wir reisen – ideal für Targeting zu Marketingzwecken.

Knapp ein Drittel des weltweiten Internetverkehrs wird von Facebook-Trackern überwacht, wie eine Studie von Cliqz und Ghostery zeigt. Die Auswertung von „nur“ einem Drittel aller von uns besuchten Websites reicht völlig aus, um mehr über uns zu wissen als unsere nächsten Verwandten: ob wir Schulden haben, an einer schweren Krankheit leiden, unseren Partner betrügen, einen neuen Job suchen, welche politischen Einstellungen und welche sexuellen Vorlieben wir haben – unser Internetverlauf verrät es.

So geht Datenschutz!

Cliqz respektiert und schützt deine Privatsphäre. Die in unsere Browser-Produkte der Marken Cliqz und Ghostery integrierte Anti-Tracking-Technologie verhindert zuverlässig, dass Tracker dich quer durchs Netz verfolgen. Tracking-Skripte werden entweder von vornherein blockiert oder die von ihnen angefragten personenbezogenen Daten vor der Übertragung durch generische Platzhalter ersetzt. Mit dieser Kombination aus Blocklist-basiertem Anti-Tracking und der Entfernung von Nutzerkennungen (User Identifier) mithilfe Künstlicher Intelligenz ist Cliqz Innovationsführer.

Zudem speichert Cliqz auf seinen Servern lediglich streng anonyme, rein statistische Daten ohne jeglichen Bezug auf einzelne Nutzer. Das garantiert unsere TÜV-zertifizierte Privacy-by-Design-Architektur. Die anonymen statistischen Daten bilden beispielsweise die Grundlage unseres eigenständigen Web-Index, den unsere selbstentwickelte, in den Cliqz Browser integrierte Schnellsuchmaschine nutzt. Dennoch ist Cliqz in der Lage, Services zu individualisieren. Alle auf einzelne Nutzer bezogene Daten bleiben dabei jedoch immer auf dem Endgerät, im Besitz und unter der Kontrolle der Nutzer. Diese Client-seitige Datenverarbeitung ist das Gegenmodell zur Speicherung von Profilen auf Servern in irgendwelchen Datenzentren.

Auch das Geschäftsmodell von Cliqz namens MyOffrz folgt dem Prinzip „der Browser weiß alles, wir wissen nichts“: Die Cliqz-Nutzer sehen attraktive Angebote auf der Grundlage ihrer Webseiten-Besuche und Sucheingaben. Der Abgleich von Interessen und Angeboten erfolgt ausschließlich im Browser lokal auf dem Gerät, keinerlei auf individuelle Nutzer bezogene Daten erreichen die Cliqz-Server. Diese neuartige, von uns entwickelte Technologie namens Browser-based Performance Marketing ist ein Proof of Concept für ein konsequent datenschutzfreundliches Geschäftsmodell der Zukunft. Sie beweist, dass zum Aufbau eines werbebasierten Geschäftsmodells keine Profile auf Servern gespeichert werden müssen.

Und das sollen uns Facebook und Co erst einmal nachmachen!


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