Facebook-Alternativen mit mehr Datenschutz
Wir stellen mit Diaspora, MeWe und Minds drei soziale Netzwerke vor, welche die Privatsphäre ihrer Nutzer deutlich besser schützen als Facebook. Dabei verfolgen sie völlig unterschiedliche Ansätze.
Nach dem Datenskandal um Cambridge Analytics denken viele Nutzer darüber nach, aus Facebook auszusteigen und zu einem anderen Anbieter zu wechseln. Aber welche datenschutzfreundlichen Alternativen gibt es? Wir stellen drei soziale Netzwerke vor, die sich weitestgehend denselben Werten verschrieben haben wie Cliqz: Schutz der Privatsphäre, Sicherheit und Transparenz. Personenbezogene Daten zu sammeln und sie wie Facebook und andere große Internetkonzerne zu Werbezwecken zu nutzen, ist für die Anbieter von Diaspora, MeWe und Minds tabu. Stattdessen soll der Nutzer stets die größtmögliche Kontrolle über seine Daten behalten.
Diaspora startete 2010 als Kickstarter-Projekt. Seit 2011 wird das Open-Source-Projekt von der Diaspora Foundation getragen und von der Community weiterentwickelt. Es bietet viele von Facebook bekannte Funktionen: Schwarze Bretter und Chatfenster erlauben sowohl zeitversetze als auch Echtzeit-Kommunikation. Anhand persönlicher Gruppen (sogenannter „Aspekte“) können Anwender entscheiden, welche Informationen sie wem zugänglich machen möchten (z.B. Familie, Kollegen, Freunde). Hashtags, Erwähnungen, Teilen-Funktionen und „Gefällt mir“-Bewertungen ermöglichen die Interaktion mit Beiträgen anderer Mitglieder. Nutzer müssen bei der Registrierung nicht ihren echten Namen angeben, sondern können ein Pseudonym verwenden.
Die Besonderheit von Diaspora ist sein dezentraler Ansatz: Anders als bei Facebook speichern Nutzer ihre Daten nicht auf zentralen Servern eines Unternehmens, sondern können persönliche lokale Server („Pods“) einrichten. So bleiben ihre Informationen immer in ihrem Besitz und unter ihrer Kontrolle. Es gibt aber auch öffentliche Pods, auf denen jedermann ein Konto eröffnen kann. Hier ist jedoch Vorsicht geboten, weil Angreifer einen von ihnen kontrollierten öffentlichen Pod dazu missbrauchen könnten, Daten abzugreifen.
Diaspora ist werbefrei und steht unter der Open-Source-Lizenz GNU AGPLv3. Es hat mindestens 660.000 Mitglieder. Für Android stehen mehrere Client-Apps zur Verfügung, eine iOS-App gibt es hingegen noch nicht. Die Entwickler empfehlen aber ohnehin, Diaspora auch auf Mobilgeräten im Browser zu nutzen.
MeWe wurde 2016 vom kalifornischen Start-up Sgrouples ins Leben gerufen. Sein Leitspruch ist „Keine Werbung. Kein Tracking. Kein Mist.“ Wie Cliqz orientiert es sich an dem Konzept Privacy by Design, das Nutzern „eingebauten Datenschutz“ und die volle Kontrolle über die eigenen Informationen garantiert. Laut Datenschutzerklärung bleiben die persönlichen Daten und alle geteilten Inhalte ausschließlich im Besitz des Nutzers. MeWe verzichtet nach eigenen Angaben auf personalisierte Werbung und Newsfeed-Manipulationen, gibt persönliche Informationen niemals an Dritte weiter und überwacht keine Daten oder wertet diese aus. Nutzer können mittels diverser Zugriffs- und Datenschutzoptionen kontrollieren, wer ihre Inhalte sieht und ob bzw. welche Daten bei der Mitgliedersuche sichtbar sind. Zudem verspricht der Anbieter, dass Nutzer ihr Konto jederzeit schnell und einfach löschen können. Allerdings ist sein Software-Code nicht Open Source und kann daher auch nicht von unabhängigen Dritten überprüft werden.
Wie Facebook erlaubt MeWe das Einstellen und Teilen von Inhalten (inklusive Fotos, Videos, Dokumente und Sprachnachrichten) sowie Chats mit Einzelpersonen oder (privaten) Gruppen. Nutzer können Inhalte in ihrer persönlichen Cloud speichern, organisieren und bearbeiten. Zur Finanzierung setzt MeWe auf ein Freemium-Modell: Das kostenlose Basisangebot umfasst laut FAQ-Seite die grundsätzlichen Funktionen zum Teilen sowie bis zu 8 GByte Speicherplatz. Wer mehr Speicher (maximal 500 GByte) und Funktionen (verschlüsselter Chat, Fotodruck, Coupons, Zusatz-Apps) möchte, muss dafür zahlen. Bei der Registrierung sind Vor- und Nachname, Geburtsdatum sowie E-Mail-Adresse oder Handynummer anzugeben.
MeWe liegt als Desktop-Version sowie als App für Android und iOS vor. Die Mitgliederzahl beträgt nach offiziellen Angaben über 1,5 Millionen. Weitere Informationen findest du in den Nutzungsbedingungen und der ausführlichen Datenschutzerklärung.
Minds wurde 2012 gegründet und 2015 für die Allgemeinheit verfügbar. Entwickler ist die Minds Foundation Inc aus New York City. Der unter der Open-Source-Lizenz GNU AGPLv3 stehende Software-Code ist für jedermann auf GitHub einsehbar. Minds verspricht seinen Nutzern hundertprozentige Anonymität und, dass sie nicht getrackt werden. Sie können Inhalte aus ihrem Newsfeed und andere Nutzer mittels Wischgesten bewerten, Beiträge, Fotos und Videos teilen oder per Messenger Ende-zu-Ende verschlüsselt chatten. Von Nutzern eingestellte Inhalte bleiben laut Anbieter in ihrem Besitz und unter ihrer Kontrolle.
Minds bezeichnet sich selbst als voll verschlüsseltes Crypto Social Network, da es ein auf der Kryptowährung Ethereum basierendes Belohnungssystem einsetzt: Nutzer und Mitglieder der Entwickler-Community werden für ihre Beiträge zu dem Netzwerk täglich mit sogenannten Minds Tokens entlohnt. Beispielsweise erhalten Nutzer für das Erstellen hochwertiger Inhalte und ihr Engagement auf der Plattform (Teilnahme an Abstimmungen, Verweise auf andere Inhalte, Kommentare) solche Tokens. Diese können sie dann z.B. verwenden, um ihre Inhalte in dem Minds-eigenen Anzeigennetzwerk „Boost“ zu bewerben. Mittels des ebenfalls integrierten Peer-to-Peer-Bezahlsystems „Wire“ können Nutzer mit den in ihrer virtuellen Brieftasche verwahrten Tokens zudem für kostenpflichtige Inhalte zahlen oder ihre Lieblingskanäle mit einer Spende unterstützen.
Außer für Desktop steht Minds auch als App für Android und iOS bereit. Laut Wikipedia hatte das Netzwerk im September 2017 mehr als 2 Millionen aktive Nutzer. Zusätzliche Informationen liefern die Nutzungsbedingungen und die Datenschutzerklärung.
Weitere Facebook-Alternativen
Neben den hier vorgestellten gibt es natürlich noch weitere Social Networks, die im Gegensatz zu Facebook auf Tracking-gestützte Werbung verzichten und die Privatsphäre ihrer Nutzer besser schützen wollen. Hier einige interessante Kandidaten im Überblick:
- Friendica nutzt das Diaspora-Protokoll und verfolgt ebenfalls einen dezentralen Ansatz. Es legt den Fokus auf wirkungsvolle Datenschutzeinstellungen sowie eine einfache Installation auf nutzereigenen Servern.
- Vero sieht ähnlich wie MeWe seine Nutzer als Partner und Kunden statt als Produkte, die in Form von Daten an Werbetreibende verkauft werden. Noch bietet es seine App kostenlos an, später soll eine Jahresgebühr fällig werden.
- Pondenome ist ein interessanter Newcomer, der aber noch in der Planungsphase steckt. Das auf Indiegogo vorgestellte Open-Source-Projekt verspricht vollständige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für seine Dienste, so dass weder die Entwickler selbst noch Außenstehende Zugriff auf die Nutzerdaten haben.
Egal, für welches soziale Netz du dich entscheidest: Überleg dir immer gut, was du im Internet über dich preisgibst. Außerdem muss dir bewusst sein, dass Facebook dank seiner auf knapp einem Drittel aller Websites platzierten Tracking-Skripte auch dann noch einen Großteil von dem sieht, was du online tust, wenn du keinen seiner Dienste nutzt. Daher empfiehlt sich der Einsatz eines Anti-Tracking-Tools wie Ghostery oder Cliqz, die zum kostenlosen Download bereitstehen.