Windows 10 April 2018 Update: Diagnosedatenanzeige für mehr Transparenz

Alle vom Betriebssystem an Microsoft übermittelten Telemetriedaten lassen sich nun einsehen, durchsuchen und löschen. Allerdings können Nutzer die Datenerfassung immer noch nicht abschalten.

(Icon: Microsoft)

Björn GreifRedakteur

Bereits zum Marktstart von Windows 10 Mitte 2015 musste Microsoft sich Vorwürfen erwehren, sein Betriebssystem sammle zu viele Daten und weise Nutzer nur unzureichend darauf hin. Seitdem bemüht sich der Konzern aus Redmond, in Sachen Transparenz und Datenschutz nachzubessern. Mit dem am Montag mit leichter Verzögerung veröffentlichten Windows 10 April 2018 Update alias Spring Creators Update (Versionsnummer 1803) stellt er zusätzliche Tools sowie Datenschutzoptionen bereit, die eigentlich schon von Beginn an fester Bestandteil von Windows 10 hätten sein müssen.

Mit dem ersten Creators Update hatte Microsoft im April 2017 als Reaktion auf anhaltende Kritik seitens Verbraucher- und Datenschützer schon einen neuen Einrichtungsprozess für die Privatsphäre-Einstellungen eingeführt. Im Oktober folgten mit dem Fall Creators Update weitere Verbesserungen beim Einrichtungsprozess und bei App-Berechtigungen. Mit der neuen „Diagnosedatenanzeige“ (Diagnostic Data Viewer), die Nutzer erst als App aus dem Microsoft Store herunterladen müssen, verfolgt der Konzern nach eigener Aussage das Ziel, „die von Windows-Geräten gesammelten Diagnosedaten und ihre Verwendung transparent zu machen und unseren Nutzern eine bessere Kontrolle über diese Daten zu ermöglichen“.

Telemetriedaten einseh- und löschbar

Tatsächlich können Anwender mit der Diagnosedatenanzeige nachvollziehen, wann Windows welche Telemetriedaten an Microsoft gesendet hat.

Diagnosedatenanzeige (Bild: Microsoft)
Die neue Diagnosedatenanzeige (Bild: Microsoft)

Komplett abschalten lässt sich die Datensammlung mit Bordmitteln aber nach wie vor nicht (außer bei der Enterprise-Version von Windows 10). Nutzer haben mit den Einstellungen „Einfach“ und „Vollständig“ weiterhin nur die Wahl, weniger oder mehr Daten zu übermitteln. Immerhin können sie neuerdings bereits übersandte Diagnosedaten löschen lassen.

Einmal aus dem Microsoft Store geladen und installiert, erlaubt die Diagnosedatenanzeige einen detaillierten Einblick in die Telemetriedaten. Das Tool listet sie chronologisch auf und bietet neben mehreren Filtern auch eine Suchfunktion. Die Ansicht lässt sich zwischen Basis- und erweiterten Daten umstellen. Erfasst sind:

  • Allgemeine Daten wie Name und Version des Betriebssystems, Geräte-ID, Geräteklasse oder die Auswahl der Diagnosestufe
  • Daten zu Konfigurationen und Eigenschaften, etwa für Peripheriegeräte und Netzwerkverbindungen
  • Produkt- und Servicedaten zu Gerätestatus, Leistung und Zuverlässigkeit sowie zum Konsum von Audio- und Videodateien. (Laut Microsoft ist diese Funktion ausdrücklich nicht dazu gedacht, die Seh- oder Hörgewohnheiten der Benutzer zu erfassen.)
  • Daten zur Nutzung von Produkten und Diensten, inklusive Informationen über die Nutzung des Geräts, des Betriebssystems und einzelner Dienste.
  • Daten zu Softwareeinrichtung und -bestand, inklusive installierte Anwendungen und Installationshistorie sowie Informationen über Geräte-Updates.
Die Diagnosedatenanzeige listet alle von Windows an Microsoft übermittelten Telemetriedaten auf (Bild: Microsoft).
Die Diagnosedatenanzeige listet alle von Windows an Microsoft übermittelten Telemetriedaten auf (Bild: Microsoft).

Eingeschaltet wird die Diagnosedatenanzeige in den Datenschutzeinstellungen unter „Diagnose und Feedback“. Dort können Nutzer auch die Löschung bisher erfasster Diagnosedaten anstoßen. Die aktivierte Datenanzeige beansprucht bis zu 1 Gigabyte Festplattenspeicher.

Zusätzliche Datenschutzeinstellungen

Eine weitere Neuerung des April 2018 Update ist die „Timeline“. Sie zeigt alle Aktivitäten des Nutzers (Website-Besuche, verwendete Apps, geöffnete Dokumente) der vergangenen 30 Tage in einer chronologischen Übersicht an. In den Datenschutzeinstellungen unter „Aktivitätsverlauf“ lässt sich die neue Zeitleistenfunktion deaktivieren und der bisherige Aktivitätsverlauf löschen.

Neu in den Datenschutzeinstellungen ist auch eine Option, über die Nutzer die Zugriffsrechte von UWP-Apps auf das Dateisystem regeln können. Beispielsweise legen sie dort fest, welche für die Windows-10-Plattform entwickelten Apps auf alle Benutzer-Dateien, inklusive Dokumente, Bilder, Videos und lokale OneDrive-Dateien zugreifen dürfen. So können sie verhindern, dass neben Microsoft auch noch Drittanbieter Zugang dazu erhalten.

Über das Datenschutz-Dashboard können Windows-Nutzer ihren Aktivitätsverlauf einsehen und löschen.
Über das Datenschutz-Dashboard können Windows-Nutzer ihren Aktivitätsverlauf einsehen und löschen.

Das Anfang 2017 eingeführte Datenschutz-Dashboard hat Microsoft schon zum Europäischen Datenschutztag im Januar erweitert. In dem Online-Portal finden Nutzer seitdem eine Seite zum Aktivitätsverlauf, auf der sie Daten einsehen und verwalten können, die Microsoft zum jeweiligen Konto gespeichert hat. Hier lassen sich einzelne Einträge löschen oder die gesammelten Daten aus dem Dashboard exportieren.

Komfort auf Kosten des Datenschutzes

In seiner Datenschutzerklärung räumt Microsoft offen ein, dass es die von Windows 10 gesammelten Informationen für „interessenbezogene Werbung“ sowie „verbesserte Personalisierung“ verwendet. Die Absichten scheinen also klar, nicht aber, was tatsächlich mit den auf Microsofts Servern gespeicherten Daten geschieht. Als US-Unternehmen kann der Softwarekonzern etwa per Gerichtsbeschluss verpflichtet werden, Behörden wie dem Geheimdienst NSA Einblick in die Daten zu gewähren. Windows-10-Nutzer sollten sich daher gut überlegen, ob sie zum Schutz ihrer Privatsphäre nicht lieber auf einige Komfortfunktionen des Betriebssystems wie den Sprachassistenten Cortana verzichten wollen, die eine Datenübermittlung an Microsoft voraussetzen.

Anwender können alle datenschutzrelevanten Optionen jederzeit im Einstellungsbereich „Datenschutz“ ändern. An gleicher Stelle sollten sie nach der Installation des April 2018 Update sicherheitshalber prüfen, ob eventuell einige Datenschutzeinstellungen auf die Standardwerte zurückgesetzt wurden. Wie sich der in Windows 10 integrierte Keylogger, das ziemlich datenhungrige Cortana sowie die Übermittlung von Browser- und Suchverlauf in Edge deaktivieren lassen, erklärt im Detail der Artikel „Windows 10: Schnüffelfunktionen abschalten“.


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